In der 5. Runde der Edublogparade 2024 (initiiert von Herrn Mess und Jan-Martin Klinge) sind wir aufgefordert – Susanne Posselt gab den Anstoß – darüber zu reflektieren, warum wir ein „Bildungsblog“ schreiben.
Ich bin erst seit kurzer Zeit Blogger. Und wenn ich diesen Satz schreibe, kommt es mir komisch vor, mich so zu bezeichnen. Einige Blogger, von denen ich lese, sind derart präsent, dass sie nicht nur in bestimmten Bereichen des Internets geradezu die gesamte Berufsgruppe „Lehrkraft“ zu vertreten scheinen. Von der Verantwortung solcherlei Influencertums bin ich zum Glück weit entfernt und wünsche sie mir auch nicht.
Nichtsdestotrotz bin ich hier natürlich ganz bewusst „auf Sendung“. Ich schreibe kein geheimes Tagebuch und schließe es in meiner Kommode ein, sondern veröffentliche meine Gedanken im Internet. Warum? Ist es simple Eitelkeit? Verzweiflung? Langeweile? Frustration? Tiefe Überzeugung? Von allem etwas? Diese Frage zu beantworten, fällt mir nicht leicht. Vielleicht kann ich sie auch gar nicht wahrheitsgemäß beantworten – wer erkennt schon den Balken im eigenen Auge? Ich versuche mich anzunähern und berichte, was ich mit dem Bloggen verbinde.
Schreiben hat eine ungemein beruhigende Wirkung auf mich.
Einerseits nutze ich mein Schreiben dazu, meine eigenen Gedanken zu ordnen und meine Positionen zu klären, andererseits freue ich mich über den Wechsel von Perspektiven. Gerade bei einer Blogparade mit themengleichen Beiträgen ist es sehr spannend für mich, zu sehen, was andere denken und hier und jetzt eben, was sie antreibt, ihre Gedanken zu Schule und Bildung im Internet zu veröffentlichen.
Warum schreibe ich vor allem über Schule? Das liegt ein bisschen daran, wie dieses Blog entstanden ist:
Als ich über die Coronazeit mit dem Twitterlehrerzimmer in Berührung kam, war ich begeistert von den vielen praktischen Tipps zum Einsatz von Medien im Kontext Schule. Zugleich verstörte mich aber auch die einseitig reformpädagogische Haltung des überwiegenden Teils der Beteiligten. (Ich schrieb dazu schon kurz in einem anderen Beitrag). Manchmal zuckte es dort in meinen Fingern, wenn ich eine ganz andere Position vertrat. Ich habe es dann bei Twitter gelassen, weil das Gefühl, einer im Grunde verschworenen Gemeinschaft gegenüber zu treten, mich zurückhielt und ich gerne in eine Diskussion, aber nicht in einen Streit geraten wollte.
Wenn ich blogge, habe ich sehr viel mehr Zeit, meine Gedanken auszubreiten und sie so auszudrücken, wie es mir richtig erscheint. Und ich habe bemerkt, dass auch die Gespräche bei Mastodon, wo ich inzwischen eingekehrt bin, oft gewinnbringender und tiefer werden, wenn es eine Textgrundlage gibt, die über die Zeichenlimits hinausgehen kann. Das ist ein Grund für mich zu bloggen.
Wie schon ein wenig angeklungen ist, fühle ich mich oft am falschen Ort, auch in der Schule. Ich bin nicht reformpädagogisch genug, um mich in dieser Gruppe richtig wohlzufühlen. (Ich will nicht behaupten, dass man an Schule nicht vieles reformieren könnte, grundsätzlich habe ich aber auch nichts gegen das System, in dem ich jetzt arbeite. In jedem Fall möchte ich das Bestmögliche tun.)
Ich bin nicht mehr besonders fortschrittsgläubig, ziemlich desillusioniert, wenn ich die Entwicklung der Gesellschaft in Hinblick auf Digitalisierung, Bildung und Mündigkeit betrachte und weder überzeugt noch überzeugend genug in meinen Ansichten, um mich selbst zum Fortbildner zu küren.
Auf dem schmalen Pfad zwischen aus Berufserfahrung entstandener Reflexion und dogmatisch-belehrender Herablassung lande ich sicher oft auf der falschen Seite.
Mir macht es aber Freude, meine Gedanken einem freiwilligen Publikum vorzustellen. Besonders schön finde ich es, wenn jemand darauf reagiert und sogar ein gemeinsamer Austausch solcher Gedanken entsteht. Es hat mich im Zuge meines Schreibens auch beeindruckt, zu sehen, wie viele Menschen aus allen möglichen Bereichen sich engagiert Gedanken zu „unseren“ Themen machen.
Im Berufsalltag findet sich oft keine Zeit, gemeinsam zu reflektieren und Positionen auszutauschen, auf Konferenzen gibt es immer zu viel zu tun und alle haben das Bedürfnis, möglichst schnell nach Hause zu kommen. Das Blog bietet mir die Möglichkeit in einen ruhigeren Austausch (erst einmal mit mir selbst) zu treten und das gefällt mir so gut, dass ich inzwischen darüber nachdenke, ob ich nicht ein internes Kollegiumsblog anregen sollte – eine Idee, die ich irgendwo in Nele Hirschs Blog gelesen zu haben meine.
Zuletzt noch einmal zur Eingangsfrage: Warum ein „Bildungsblog“? Für mich persönlich hat sich die Frage bereits verändert. Warum ein Blog nur über Bildung? Es gibt so viel mehr Themen, die mich interessieren…
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